Alexander ist schon seit 2018 als Stationsleiter in der Toskana für die Eurofun Touristik tätig, und das mit großer Leidenschaft: „Nach dem Betriebsausflug am Ende der Saison zusammen mit allen Kollegen der Eurofun Touristik freute ich mich, trotz der langen und anstrengenden Saison 2019, schon wieder riesig auf die neuen Gäste in 2020“, erzählt Alexander. „Davor war aber noch einiges zu tun: Die Leihräder mussten überprüft werden und dann zurück in die Toskana, alles andere auf Vordermann gebracht werden und auf Mallorca unterstützte ich noch eine Woche den lieben Kollegen Ricardo“. Danach machte auch Alexander erstmal Urlaub, und was für einen: „Im Dezember machte ich dann allein und nur mit Rucksack am Rücken eine Reise quer durch die Ukraine. Einer meiner großen Träume!“ schildert Alexander mit Stolz. Dann im Februar sollten wieder die Vorbereitungen für die neue Saison beginnen. Da war noch alles im Reinen.
Nachdem er einige Zeit bei seiner Schwester in Südtirol verbracht und ihr als ehemaliger Handwerker unter die Arme gegriffen hatte, begann er voller Freude mit den Vorbereitungsarbeiten für die Eurofun-Station. „Ich kann eigentlich nie lange ohne Arbeit sein. Deswegen nahm ich mir gleich die leere Halle unserer Station vor, samt Einrichtung. Dann kümmerte ich mich um sämtliche Büroarbeiten und natürlich die Reiseunterlagen für die damals bereits über 500 gebuchten Gäste.“ Es sollten weit mehr als 1.000 werden. Ja sollten. Doch dann kam „der unsichtbare Feind unseres Planeten Erde“, wie Alexander das Corona-Virus bzw. die COVID-19-Pandemie nennt. Mit 20. Februar wurde Italien zum meistbetroffenen Land außerhalb Asiens erklärt und der Virus veränderte das Leben aller Menschen in Italien von Tag zu Tag mehr. So auch das von Alexander.
Das Leben in Italien jetzt
„Wenn ich nach dem aktuellen Anreisekalender gehe, dann müsste ich am Wochenende die ersten Gäste vom Bahnhof abholen. Da ist wohl im Buchungsprogramm noch jemand versehentlich dringeblieben“ scherzt Alexander am Telefon. Es ist nun Ende März und die Zahl der Infizierten übertrifft erstmals diejenige Chinas. Merklich trauriger spricht er am Telefon weiter: „Nun bin ich wie alle seit über drei Wochen schon in Hausarrest gestellt worden. Man darf sich nur 200 Meter vom eigenen Wohnsitz entfernen, außer zum Einkaufen oder wenn man zum Doktor oder in die Apotheke gehen muss. Einkaufen allerdings nur einmal pro Woche“. Die Menschen müssen immer eine Eigenerklärung bei sich tragen, wenn sie trotz des Verbotes auf der Straße sind. Kontrolliert wird von Polizei und Militär. Und es gibt sehr hohe Strafen, wenn man ohne Bescheinigung außerhalb des Wohnorts erwischt wird: „Nicht nur Geldstrafen bis zu 3.000,- Euro. Es gibt auch Haftstrafen bis zu 5 Jahren!“ berichtet Alexander. Nämlich immer dann, wenn jemand trotz Corona-Erkrankung das Haus verlässt.
Einschränkungen sind an der Tagesordnung
Die italienische Regierung möchte, ja muss mit allen Mitteln verhindern, dass sich die Krankheit weiter ausbreitet. Seit dem 9. März steht das Leben in der Toskana faktisch still. „Die Geschäfte sind zu, alles wirkt gespenstisch,“ erzählt Alexander weiter. Nur Apotheken und Lebensmittelgeschäfte haben geöffnet. „in der Stadt stehen die Leute Schlange vor den Lebensmittelgeschäften, immer mit Abstand von mindestens einem Meter.“ Das komme daher, weil die Geschäfte je nach Größe nur eine bestimmte Anzahl an Kunden hineinlassen dürfen. Wer außer Haus ist, muss Nase und Mund bedecken, bestenfalls mit einem Mundschutz. Diese Regelung tritt ab 7. April in der Toskana in Kraft, zusätzlich zur Ausgangssperre. Man darf sich nur noch mit Mundschutz außerhalb der eigenen vier Wände bewegen.
„Ehrlicherweise sitze ich die meiste Zeit vorm Fernseher. Außer ich muss zum Einkaufen oder mir meinen Tabak holen. Aber lange halte ich mich nicht draußen auf.“ Alexander hat aber auch das Kochen für sich entdeckt: „Ich habe jetzt Zeit, Knödel oder Strudel zu machen, ja sogar Brot zu backen. Fast so, wie in meiner über 400 Kilometer entfernten Heimat.“ Wenn Alexander von seiner Bleibe aus aus dem Fenster sieht, erblickt er nur leergefegte Straßen. Die Stille des Tals, in dem er lebt, wird nur von dem „Lärm“ eines Autobusses, der noch stündlich fährt, unterbrochen. Ins Dorf verirren sich nur wenige Leute zum Einkaufen. Die Toskana hat in dieser Leere aber irgendwie an Schönheit dazugewonnen: „Nachts kann ich die Sterne sehen, ohne dass man von dem Licht eines Flugzeuges abgelenkt wird“.
Trotz der sehr belastenden Situation denkt Alexander aber schon wieder an die Zukunft: „Aller Wahrscheinlichkeit nach werden wir wieder einen ganz normalen Sommer haben, indem man wunderschön verreisen und auch wieder Fahrradfahren können sollte“. Italien hat den Höhepunkt der Corona-Epidemie wahrscheinlich bereits erreicht. Die Zahlen versprechen zumindest zurückhaltenden Optimismus. „Bitte befolgt alle die Regeln, die im jeweiligen Land vorgeschrieben werden, damit wir alle gemeinsam diesen unsichtbaren Feind sobald wie möglich besiegen“ gibt Alexander noch am Telefon weiter, „Ich wünsche allen Menschen viel Gesundheit und den erkrankten Menschen in der ganzen Welt eine gute Besserung und schnelle Genesung. Niemand sollte sich vom Coronavirus unterkriegen lassen“. Nach dem Ende der Krise kann Alexander dann hoffentlich wieder von seinem geliebten Italien berichten und vielen Gästen dieses schöne Land näherbringen.