Der Donauradweg schlängelt sich parallel zum silbrigen Band des mächtigen Stroms durch eines der bezauberndsten Flusstäler Europas. Seit über 20 Jahren ist die Kulturlandschaft Wachau mit den Stiften Melk und Göttweig sowie der Altstadt Krems in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes und -naturerbes aufgenommen. Bekannt ist die reizvolle Wachau seit Jahrhunderten hauptsächlich als renommiertes Weinanbaugebiet - kraftvolle Grüne Veltliner, fruchtbetonter Riesling oder facettenreicher Neuburger werden hier auf steilen Terrassenanlagen angebaut, die das charakteristische Landschaftsbild prägen. Die Marille spielt erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts eine größere Rolle, als die Reblaus – ein gefährlicher Schädling - die Weingärten zerstörte und die Erträge der Weinbauern so stark verringerte, dass diese nach einer zusätzlichen Einnahmequelle suchen mussten. Der Obstanbau wurde bis zu diesem Zeitpunkt nur zur Selbstversorgung betrieben, doch die findigen Bauern erkannten, dass der nährstoffreiche Lössboden und die perfekten klimatischen Bedingungen nicht nur für die Trauben, sondern auch für die Marillen gelten.
Hier im Donautal stoßen verschiedene Klimatypen aufeinander: Pannonisches Klima aus dem Osten, Ausläufer der gemäßigten, atlantischen Luft aus dem Westen und dazu kühle, oft feuchte Luftmassen aus dem Norden, die vom Hochplateau des Waldviertels hereinströmen! Die ständige Luftzirkulation und der Wechsel zwischen kühlen, windigen Nächten und heißen Tagen während der Reifephase prägt die Entwicklung der Geschmacks- und Aromastoffe in den Früchten. Der Marillenanbau beeinflusst die Region und das Leben in der Wachau seither maßgeblich. Rund 230 Marillenbauern kultivieren in ihren Gärten mit zum Teil 50 Jahre alten Baumbeständen ausschließlich Regionalsorten wie die „Klosterneuburger Marille“, die hocharomatisch, weich und saftig ist. Nach der Blüte brauchen die Früchte gut 100 Tage, um zu reifen und werden im Juli und August per Hand geerntet und verlesen. Ein weiteres Qualitätsmerkmal, das die Wachauer Marille auszeichnet! Erkennen kann man die originalen Wachauer Marillen im Übrigen an ihrem Gütesiegel.
Die berühmte Marillenmarmelade fehlt in der Wachau an keinem Frühstückstisch. Durch den hohen Pektinanteil und ihre Süße eignet sich die Wachauer Marille nämlich ideal zum Einkochen und ist als Marmelade auf einer frischen Scheibe Brot mit etwas feiner Butter ein wahrer Gaumenschmaus! Probieren Sie auch unbedingt die Klassiker der österreichischen Mehlspeis-Küche – die flaumigen Marillenknödel! Hier werden die reifen Marillen dünn in einen Topfenteig gehüllt, gekocht und danach in gold-gelben Butterbröseln gewälzt, mit Staubzucker bestäubt und serviert! Ein Gedicht, das verspreche ich Ihnen! Die vielseitige Frucht wird aber nicht nur verkocht, sie wird auch zu schmackhaften Likören oder Edelbränden verarbeitet. Mit einem Fläschchen Hochprozentigem haben Sie schnell das ideale Reisesouvenir gefunden, um auch nach Ihrem Radurlaub daheim ein Stück Wachau genießen zu können.
Generell kommen Genießer in der Wachau bestimmt auf ihre Kosten. Neben Gasthäusern und Restaurants laden die zahlreichen radlerfreundlichen Buschenschanken und Heurige inmitten der Obstgärten und Weinberge zur Einkehr ein, doch man muss auf eine Besonderheit achten! Ist denn überhaupt „ausg’steckt“? Hängt ein „Buschen“ aus Tannenreisig oder ein aus Stroh geflochtener Ring am Haus, bedeutet es, dass der Heurige oder der Buschenschank geöffnet hat! Die von Winzerfamilien geführten Betriebe haben nur zu bestimmten Terminen offen, schenken dann ihren eigenen Wein und antialkoholische Getränke wie Trauben- oder Marillensaft aus und sie servieren traditionelle, regionale Schmankerl, aber keine warmen Speisen. Gönnen Sie sich im Schatten der Marillenbäume eine herzhafte Brettljause mit einem Wachauer Laibchen – einer weiteren Besonderheit der Region - und dazu ein Gläschen Hauswein, von dem jeder der Winzer schwören wird, dass seiner der beste der Region ist!
Selbst wenn Sie die Schönheit der Marillenblüte verpasst haben und nicht mehr alle Gärten in voller Blüte stehen, ist der Frühling eine wunderbare Zeit, um die Wachau mit dem Fahrrad zu erkunden. Das Farbenspiel der etwas später blühenden Pfirsich-, Kirsch- und Apfelbäume ist ebenso reizvoll! Und auch im Sommer steht wieder alles im Zeichen der Marille, es lässt sich herrlich entlang des Donauufers radeln und man kann sich in einer der zahlreichen, feinsandigen Buchten rund um Weißenkirchen im Wasser der Donau abkühlen. Während der Marillenernte Mitte Juli bis Anfang August lassen sich die wunderbaren Schmankerl verkosten, die zum Beispiel in der Kremser Altstadt angeboten werden. Doch auch besonders im Herbst, pünktlich zur Weinlese, wenn sich die Blätter der Weinstöcke langsam verfärben, zeigt sich die Region noch einmal in einer Farbenpracht und Fülle, die man erlebt haben muss!

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Martina Helminger, Marketing
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