Während ich meinem Ziel Wien täglich etwa 50 bis 60 Kilometer näherkomme, verstehe ich auch, was andere Menschen an Radreisen so fasziniert. Es ist die Freiheit, so schnell oder langsam zu fahren, wie man möchte. Oder auch einmal eine Abzweigung zu nehmen, die hinein in die Wiesen und Wälder entlang des Wassers führt. Nachdem die Strecke meistens flach und gut ausgebaut ist, macht es richtig Spaß, den Drahtesel einmal durch etwas wilderes Gelände zu lenken. Sattes Grün und viel Wald begleiten mich beinahe während der gesamten Strecke von Passau nach Wien. Oberösterreich, Niederösterreich und Wien – jede der passierten Regionen hat ihren ganz eigenen Reiz.
Dort, wo die Donau aufgrund des unüberwindbaren Granitsteins einen Richtungswechsel um 180 Grad macht, lege auch ich eine Pause mit Übernachtung ein, um die Natur auf mich wirken zu lassen. Die Schlögener Schlinge ist in Wirklichkeit noch beeindruckender als auf den Bildern im Internet. Durchatmen, die Zehenspitzen ins kühle Nass tauchen und sich auf die weiteren Etappen freuen – wer hätte gedacht, dass der erste Radurlaub eine so meditative Wirkung auf mich hat.
Schon fast wie gemalt zeigen sich dann auch noch die pittoresken Städtchen entlang der Strecke. Schärding, Passau, Ybbs, Spitz, Dürnstein oder Krems – sie alle tragen auf ganzer Linie zum Wohlbefinden bei, das mittlerweile Körper und Seele erfasst hat. Jeden Tag lerne ich eine neue Perle an der Donau kennen. Die idyllischen Orte sind genau richtig, um dem Trubel der großen Städte zu entfliehen, aber dennoch in den Genuss von Kulinarik und Kultur zu kommen. Meine persönlichen Kultur-Highlights sind das beeindruckende Stift Melk mit dem prächtigen Ausblick über das Donautal und das Schifffahrtsmuseum in Grein mit dem ältesten noch bespielten Stadttheater Greinburg.